SGL Carbon erreicht Jahresziele 2023 und investiert verstärkt in die Wachstumsmärkte

  • Drei von vier Geschäftsbereichen mit Rekordumsätzen und -ergebnissen
  • Carbon Fibers Geschäft belastet Profitabilität der Gruppe
  • Konzernumsatz mit 1.089,1 Mio. € (-4,1 %) und bereinigtes EBITDA mit 168,4 Mio. € (-2,5 %) in schwierigem Marktumfeld
  • Umsatz- und Ergebnisprognose 2023 trotz Einbruchs der Nachfrage aus wichtigen Teilmärkten erreicht
  • 2024 weiterer Kapazitätsausbau im Bereich Graphitkomponenten für Siliziumkarbid-basierte Halbleiter

Im Geschäftsjahr 2023 hat die SGL Carbon ihre Anfang des Jahres gesetzten Umsatz- und Ergebnisziele trotz des Einbruchs der Nachfrage aus dem wichtigen Windmarkt und einem zunehmend herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld erreicht. Der Konzernumsatz verminderte sich leicht um 46,8 Mio. € (minus 4,1 %) auf 1.089,1 Mio. € (Vorjahr: 1.135,9 Mio. €). Das bereinigte EBITDA als wichtige Steuerungsgröße des Konzern war mit 168,4 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr (172,8 Mio. €) ebenfalls geringfügig rückläufig (minus 2,5 %), lag aber deutlich im prognostizierten Rahmen für 2023 von 160 bis 180 Mio. €.

Während sich die positive Umsatzentwicklung der Geschäftsbereiche Graphite Solutions (+53,5 Mio. € auf 565,7 Mio. €), Process Technology (+21,6 auf 127,9 Mio. €) und Composite Solutions (+0,8 Mio. € auf 153,9 Mio. €) positiv auswirkten, belastete der Geschäftsbereich Carbon Fibers mit einem Rückgang von 122,3 Mio. € auf 224,9 Mio. € den Konzernumsatz.

„Bereits Anfang 2023 ist die Nachfrage nach Carbonfasern für die Windindustrie dramatisch eingebrochen. Es kam zu einem Fast-Stillstand der Bauaktivitäten für Offshore-Windräder, in denen unsere Carbonfaser benötigt werden. Hohe Rohstoffkosten und Zinsen sowie niedrige Abnahmepreise und hohe regulatorische Hemnisse machen den Bau neuer Windparks derzeit, insbesondere in Europa, nahezu unrentabel. Dies hat auch unseren Geschäftsbereich Carbon Fibers (CF) stark getroffen. Entsprechend brachen Umsatz und Ergebnis der CF ein. Jedoch konnten die Rekordergebnisse der drei anderen SGL-Geschäftsbereiche diesen Einbruch nahezu vollständig kompensieren, so dass wir unsere Ziele für 2023 trotzdem erreicht haben“, erläutert CEO Dr. Torsten Derr.

Ergebnisentwicklung der SGL Carbon

Der Beitrag der einzelnen Geschäftsbereiche zum bereinigten EBITDA der SGL Carbon spiegelt die bereits dargestellte Umsatzentwicklung wider. Trotz des volumenbedingten Einbruchs des bereinigten EBITDA des Berichtssegments Carbon Fibers von 43,2 Mio. € in 2022 auf 7,2 Mio. € im Berichtszeitraum (minus 36,0 Mio. €) verminderte sich das bereinigte Konzern-EBITDA lediglich um 4,4 Mio. € (minus 2,5 %) auf 168,4 Mio. €. Kompensiert wurde der Einbruch des bereinigten EBITDA der CF durch die positive EBITDA-Entwicklung der drei anderen Geschäftsbereiche: Graphite Solutions (+15,5 Mio. € auf 134,0 Mio. €), Process Technology (+12,5 Mio. € auf 22,4 Mio. €) sowie Composite Solutions (+2,2 Mio. € auf 22,2 Mio. €).

Trotz des Nachfrage- und damit verbundenen Ergebnisrückgangs der Carbon Fibers konnte durch das gute Ergebnis der anderen Geschäftsbereiche die bereinigte EBITDA-Marge im Jahresvergleich sogar leicht von 15,2 % auf 15,5 % in 2023 verbessert werden.

Die schwache Geschäftsentwicklung der Carbon Fibers führte zum Halbjahr 2023 zu einer Wertminderung auf die Vermögenswerte dieses Geschäftsbereichs in Höhe von 44,7 Mio. €, die den wesentlichen Teil der Einmaleffekte und Sondereinflüsse von minus 52,9 Mio. € in 2023 ausmachen. Unter Berücksichtigung der Einmaleffekte und Sondereinflüsse sowie der Abschreibungen in Höhe von 58,9 Mio. € (Vorjahr: 60,8 Mio. €) betrug das berichtete EBIT 56,6 Mio. € in 2023 (Vorjahr: 120,9 Mio. €).

Das Finanzergebnis verschlechterte sich im Jahresvergleich um 7,4 Mio. € auf minus 34,2 Mio. € (Vorjahr: minus 26,3 Mio. €). Dies ist insbesondere auf höhere Zinsaufwendungen für Finanz-schulden und Pensionen in Höhe von minus 30,7 Mio. € (Vorjahr: minus 24,3 Mio. €) zurückzuführen. Aufgrund der dargestellten Geschäftsentwicklung sowie den nicht operativen Einmaleffekten und Sondereinflüssen, insbesondere der Wertminderung im Bereich CF (44,7 Mio. €), ergibt sich in 2023 ein Rückgang des Konzernergebnisses auf 41,0 Mio. € (Vorjahr: 126,9 Mio. €). Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Konzernergebnis einen Steuerertrag in Höhe von 19,3 Mio. € enthält (Vorjahr: 31,3 Mio. €). Diese Entwicklung resultiert maßgeblich aus Bewertungsanpassungen auf aktive latente Steuern in Höhe von 31,0 Mio. € basierend auf der guten Geschäftsentwicklung verbunden mit positiven Ertragsaussichten in den USA (Vorjahr: 41,8 Mio. €).

Nettofinanzschulden und Eigenkapital

Wie in den Vorjahren haben sich die Nettofinanzschulden auch im Geschäftsjahr 2023 weiter verringert und betrugen zum 31. Dezember 2023 115,8 Mio. € (Vorjahr: 170,8 Mio. €), was einer Reduzierung von 32,2 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dies ist insbesondere auf die Erhöhung des Free Cashflows auf 95,6 Mio. € zurückzuführen (Vorjahr: 67,8 Mio. €). Der Verschuldungsfaktor betrug nach 1,0 in 2022 nunmehr 0,7.

Die Investitionen (Capex) in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen lagen 2023 mit 87,1 Mio. € rund 64,7 % über dem Vorjahr (52,9 Mio. €) und deutlich über den Abschreibungen von 58,9 Mio. €. Fast zwei Drittel dieser Investitionen flossen in den Geschäftsbereich Graphite Solutions und insbesondere in den Ausbau der Produktionskapazitäten für Spezialgraphit-produkte für Hochtemperaturprozesse, die in der Halbleiter-, LED und Solarindustrie benötigt werden.

Das Eigenkapital der Anteilseigner des Mutterunternehmens erhöhte sich im Geschäftsjahr 2023 leicht um 6,3 % auf 605,3 Mio. € (Vorjahr: 569,3 Mio. €). Entsprechend erhöhte sich die Eigenkapitalquote auf 41,1 % (Vorjahr: 38,5 %). Die Kapitalrendite (ROCE berechnet auf das bereinigte EBIT) blieb mit 11,3 % konstant auf Höhe des Vorjahres.

Entwicklung der Geschäftsbereiche

Im Geschäftsjahr 2023 machte der größte Geschäftsbereich Graphite Solutions (GS) 51,9 % oder 565,7 Mio. € des Konzernumsatzes der SGL Carbon aus (Vorjahr: 45,1 % I 512,2 Mio. €). Der Umsatzanstieg von 10,4 % basiert auf der dynamischen Entwicklung des wichtigen Marktsegments Halbleiter & LED und hier insbesondere im Bereich Siliziumkarbid-basierte Hochleistungshalbleiter. Entsprechend stieg der Umsatz mit Kunden des Marktsegments Halbleiter/LED im Vergleich zum Vorjahr um 40,1 % und macht nunmehr 46,3 % des gesamten GS-Umsatzes aus (Vorjahr: 36,5 %). Insbesondere Volumen- und Produktmixeffekte führten bei Graphite Solutions zu einem Anstieg des bereinigten EBITDA überproportional zum Umsatz von 13,1 % auf 134,0 Mio. € (Umsatzanstieg: 10,4 %). Die bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich ebenfalls von 23,1 % auf 23,7 % in 2023.

Die Investitionen der Graphite Solutions stiegen in 2023 auf 57,4 Mio. € (Vorjahr: 33,3 Mio. €). Um die hohe Nachfrage unserer Kunden nach Graphitkomponenten für die Halbleiterindustrie bedienen zu können, wurde insbesondere in Anlagen und Maschinen zur Produktions-ausweitung für diese Produkte investiert. Die Finanzierung eines Teils dieser Investitionen erfolgt durch Anzahlungen unserer Kunden, die sich damit zukünftige Produktionskapazitäten sichern. Insgesamt betrugen die in 2023 erhaltenen Kundenanzahlungen 70 Mio. € (Vorjahr: 33 Mio. €).

Der Geschäftsbereich Process Technology (PT) erhöhte seinen Umsatz um 20,3 % auf 127,9 Mio. € und setzt damit seinen Erfolgsweg weiter fort. Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch im bereinigten EBITDA wider. Dieses erhöhte sich auf ein Rekordergebnis von 22,4 Mio. € (Vorjahr: 9,9 Mio. €). Entsprechend stieg auch die bereinigte EBITDA-Marge von 9,3 % auf 17,5 % in 2023.

Aufgrund des bereits dargestellten Nachfrageeinbruchs des Windenergiemarktes sank der Umsatz des Geschäftsbereichs Carbon Fibers (CF) deutlich um 35,2 % auf 224,9 Mio. € (Vorjahr: 347,2 Mio. €). Als Folge mussten Produktionslinien teilweise stillgelegt werden, was zu hohen Leerkosten führte. Entsprechend sank das bereinigte EBITDA des Berichtssegments CF im Jahresvergleich um 36,0 Mio. € oder 83,3 % auf 7,2 Mio. €. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das bereinigte EBITDA der CF auch das Ergebnis der BSCCB enthält, unserem 50:50 Joint Venture mit dem italienischen Bremsenhersteller Brembo S.p.A. Der BSCCB-Ergebnisbeitrag betrug 2023 18,1 Mio. € (Vorjahr: 16,3 Mio. €). Ohne den positiven Ergebnisbeitrag der BSCCB hätte das bereinigte EBITDA der CF minus 10,9 Mio. € betragen.

Auf den ersten Blick blieb der Umsatz des Geschäftsbereichs Composite Solutions (CS) mit 153,9 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant (Vorjahr: 153,1 Mio. €). Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass der Wegfall des Umsatzes aus dem Verkauf des Geschäfts am Standort Gardena (USA) in Höhe von rund 30 Mio. € vollständig kompensiert werden konnte. Die volumenbedingt höheren Umsätze führten zu einem deutlichen Anstieg des bereinigten EBITDA um 11,0 % auf 22,2 Mio. € (Vorjahr: 20,0 Mio. €). Die bereinigte EBITDA-Marge verbesserte sich folglich von 13,1 % auf 14,4 % in 2023.

Das nicht operative Segment Corporate trug mit 16,7 Mio. € (Vorjahr: 17,1 Mio. €) zum Konzernumsatz bei. Das bereinigte EBITDA des Segments verbesserte sich geringfügig auf minus 17,4 (Vorjahr: minus 18,8 Mio. €), was vor allem auf geringere Bonuszahlungen zurückzuführen ist.

Ausblick

Die Weltwirtschaft sieht sich auch 2024 mit vergleichsweise hohen Zinsen und gedämpften Wachstumsaussichten konfrontiert. Straffere Finanzierungsbedingungen, ein schwaches Handelswachstum und ein gesunkenes Geschäfts- und Verbrauchervertrauen belasten ebenfalls die Konjunkturaussichten. Zudem tragen erhöhte geopolitische Spannungen zu einer gesteigerten Unsicherheit bei.

Trotz der aktuell schwächeren Nachfrage aus einigen Märkten, wie etwa der Windindustrie, gehen wir davon aus, dass sich unser Geschäftsmodell auch in diesem herausfordernden Umfeld bewähren wird. Die Stärke unseres breiten Produktportfolios hat sich bereits in den Krisen der vergangenen Jahre gezeigt. Ferner sind die langfristigen Wachstumstrends weiterhin intakt.

Für das Jahr 2024 erwarten wir unterschiedliche Entwicklungen in unseren wesentlichen Absatzmärkten. Wichtigster Umsatz- und Ergebnistreiber wird die Nachfrage nach Spezial-graphitkomponenten für die Halbleiterindustrie sein. Im Gegensatz dazu sprechen derzeit alle Indikatoren dafür, dass die Nachfrage nach Carbonfasern für die Windindustrie im Jahr 2024 schwach bleiben und damit auch unser Geschäftsbereich Carbon Fibers (CF) weiterhin operative Verluste verzeichnen wird. Selbst bei einem Anziehen der Nachfrage gehen wir davon aus, dass Carbon Fibers zusätzliche Ressourcen benötigt, um Marktchancen bestmöglich zu heben. Vor diesem Hintergrund haben wir am 23. Februar 2024 die Prüfung aller strategischer Optionen für die Carbon Fibers angekündigt. Diese umfassen auch einen möglichen Teil- oder vollständigen Verkauf des Geschäftsbereichs.

Unsere Umsatzprognose für das Geschäftsjahr berücksichtigt alle vier operativen Geschäfts-bereiche, da wir erst am Anfang der Evaluierung der strategischen Optionen für die CF stehen. Entsprechend der dargestellten Annahmen gehen wir daher von einem Konzernumsatz auf Vorjahresniveau aus (2023: 1.089,1 Mio. €).

Bei der Ergebnisprognose haben wir eine Unterauslastung der Produktionskapazitäten des Geschäftsbereichs Carbon Fibers und damit verbundener hoher Leerkosten berücksichtigt. Der prognostizierte operative Verlust der CF wird das bereinigte EBITDA der SGL Carbon Gruppe belasten. Aufgrund der erwarteten positiven Entwicklung der Graphite Solutions rechnen wir für das Geschäftsjahr 2024 mit einem bereinigten EBITDA unter Berücksichtigung aller vier operativen Geschäftsbereiche zwischen 160 – 170 Mio. €. Sollte der Prozess der Prüfung aller strategischen Optionen für den Geschäftsbereich CF auf einen Verkauf hinauslaufen, würde das prognostizierte bereinigte EBITDA in 2024 zwischen 180 – 190 Mio. € liegen.

„Spezialgraphitkomponenten für die Halbleiterindustrie, insbesondere für die Herstellung Siliziumkarbid-basierter Hochleistungshalbleiter werden der Wachstumstreiber für unser Geschäft in 2024 sein. Wir werden die Produktionskapazitäten in diesem Bereich weiter ausbauen, um zukünftiges profitables Wachstum für die SGL Carbon zu sichern. Daher wird auch der Großteil der insgesamt geplanten Investitionen von bis zu 150 Mio. € (Vorjahr: 87,1 Mio. €) in diesen Bereich fließen,“ erläutert Thomas Dippold, CFO der SGL Carbon SE.

Weitere Details zur Geschäftsentwicklung 2023 sowie zur Prognose 2024 können dem Geschäftsbericht der SGL Carbon entnommen werden.

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Claudia Kellert
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